Gruppe Menschen in einem Kreis schlagen Fäuste ein

Warum verhalten wir uns in Gruppen oft anders?

26.09.2023 Von Natur aus braucht der Mensch soziale Kontakte, um ein glückliches Leben zu führen. Vielleicht ist auch Dir jedoch schon mal aufgefallen, dass Du Dich innerhalb einer Gruppe anders verhältst als wenn Du alleine bist. Warum das so ist, untersucht unsere Autorin Christine.
#sozialerkontakt #rudeltiere #mentalhealth #gruppenverhalten


Es liegt in der Natur

Gruppen sind enorm wichtig, um die eigene Identität zu finden. Schon als Kind helfen sie uns dabei, dass wir uns in unserer Umwelt zurechtfinden. Beim Spielen mit anderen Kindern hast Du gelernt, dass Verhaltensregeln im Umgang mit anderen bestehen. Dabei hast Du auch gelernt, die Dynamik der Gruppe zu erfassen. Du hast Dich in die Rollen der Anderen hineinversetzt und Dir vorstellt, wie die anderen Gruppenmitglieder auf Dein Handeln reagieren könnten. Es reicht nicht nur, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Innerhalb von Gruppen bestehen Erwartungen von allen und an alle innerhalb der Gruppe.

Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, ist Teil dessen, was uns zu sozialen Wesen macht und ist sehr bedeutsam für die Entwicklung der eigenen Identität. Man fragt sich nicht nur, wie man auf andere wirkt, sondern vor allem auch, wie man auf andere wirken möchte und fügt sich demnach in eine Rolle ein.

Gemeinsam wachsen

Es wird zwischen der individuellen und der sozialen Identität unterschieden. Die individuelle Identität umfasst alle Merkmale, Werte und Erfahrung, die Dich als eigene Person ausmachen. Währenddessen bezieht sich die soziale Identität auf Deine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Nicht nur bist Du schließlich Teil einer Gruppe, sondern die Gruppe auch ein Teil von Dir. Beide Identitäten sind sozusagen Teile dessen, was uns als Menschen ausmacht. Wir Menschen haben ein natürliches Zugehörigkeitsgefühl. Um Teil von etwas zu werden, drängen wir unsere persönlichen Interessen und Eigenschaften in den Hintergrund, um uns an Gruppen anzupassen. Wir nehmen dabei die Rolle eines Gruppenmitglieds ein. Diese Anpassung findet auch aus dem Bedürfnis nach Sicherheit statt.

Wir lernen schnell, dass unsere ganze Umwelt aus Gruppen besteht: Familie, Freund:innen, Schule, Arbeit und Vereine. Um in unserer sozialen Welt zu überleben, hilft es, Teil von Gruppen zu sein.

Bestimmt hast auch Du schon Mal gemerkt, wie gut es tut, Erlebnisse oder Erfahrungen mit anderen zu teilen und zu wissen, dass Du auf die Unterstützung einer Gruppe zählen kannst. Eben weil dieses Gefühl so bedeutsam für uns ist, liegt es im Interesse der Gruppenmitglieder, die Gruppe zu erhalten und dabei das eigene Selbstbild unterzuordnen.

In der Masse versinken

Gefährlich sind Gruppen für uns dann, wenn unsere Identität darin verschwimmt. Das bedeutet, das unsere individuellen Werte in den Hintergrund rücken und wir innerhalb der Masse keinen Platz mehr finden. Vielleicht wurdest auch Du schon einmal aus einer Gruppe ausgeschlossen und weißt, wie sehr das verletzen kann. Um das zu vermeiden, neigen manche Menschen in manchen Situationen dazu, ihr Verhalten vollkommen an eine Gruppe anzupassen und gegen die eigenen, individuellen Werte zu handeln. Je größer die Gruppe, desto eher tendieren Menschen zu diesem Verhalten. Das passiert, weil wir in der Masse nicht so auffallen, bzw. Verantwortung auf mehrere Menschen gleichzeitig verteilt ist. Bei diesem “Versinken” in einer Gruppe spricht man auch von Deindividuation. Eine Folge davon kann zum Beispiel impulsives oder aggressives Verhalten sein. Andererseits können uns Gruppen aber auch ermutigen, über unseren Schatten zu springen.

Wir verhalten uns in Gruppen also oft anders als in alleine, da wir akzeptiert und nicht ausgeschlossen werden wollen. Unter der Gegenwart und dem Einfluss der Gruppe, handeln wir somit oft auf eine Art und Weise, wie wir sie uns alleine nicht zutrauen würden. Wichtig ist es, sich selbst zu fragen, ob die jeweilige Gruppe eine Bereicherung darstellt und relevant für einen ist oder ob man aus falschen Gründen auf ihre Zugehörigkeit angewiesen ist.